Firma in Halle (Saale) entwickelt Corona-Schnelltest/Dr. Jan Heise steuert das Projekt

IMG Sachsen-Anhalt mbH

Der Schock sitzt zunächst tief. Als im Frühjahr unumstößlich feststeht, dass die Pandemie in Deutschland angekommen ist und nie gekannte Auswirkungen mit sich bringt, reagiert Dr. Jan Heise zunächst, wie viele Menschen. „Ich habe den Kopf eingezogen“, erinnert sich der geschäftsführende Gesellschafter der NH DyeAGNOSTICS GmbH (NHD). „Aber gleich darauf war mir klar, dass wir mithelfen müssen, Lösungen zu finden, um die Situation zu meistern.“ Der Biologe und seine Frau Dr. Jana Heise, Biochemikerin und Leiterin der Forschungs- und Entwicklungsabteilung in der halleschen Biotech-Firma, haben die zündende Idee. Warum nicht auf das zurückgreifen, was es im Unternehmen schon gibt? Konkret wollen sie auf einen Schnelltest für Trinkwasser aufbauen, den ihr Unternehmen seit gut einem Jahr mit einem bundesweiten Konsortium entwickelt und der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Dieser soll in kurzer Zeit visuell anzeigen, ob das Wasser bedenkenlos konsumiert werden kann, was vor allem in Entwicklungsländern wichtig ist. „So einen Test brauchen wir auch für den Nachweis der Covid-19-Viren“, ist sich Dr. Jan Heise sicher. Seitdem drehen sich die Uhren für ihn noch etwas schneller. Er trägt die Idee eines Corona-Schnelltests sofort ins Konsortium – zu dem unter anderem das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart und das Forschungszentrum für Medizintechnik und Biotechnologie im thüringischen Bad Langensalza gehört – und stößt auf offene Ohren.

„Wir brauchen einen günstigen und schnellen Test.“

„Bei den bisherigen Corona-Tests ist der zeitliche Verzug das Problem“, sagt Dr. Jan Heise. „Erst nach 48 Stunden hat man das Ergebnis und auch nur die Gewissheit, dass man zu diesem Zeitpunkt nicht infiziert war.“ Für den Chef ist das Herausforderung und Motivation zugleich. „Wir brauchen einen günstigen und schnellen Corona-Test“, sagt er und liefert die Ansätze gleich mit. Ein Teststreifen, der ähnlich funktioniert wie bei einem Schwangerschaftsnachweis, soll sich bei einer Infektion verfärben – und das bereits nach 10-20 Minuten. In seiner Firma, die im Technologiepark Weinberg-Campus in Halle (Saale) angesiedelt ist, der jüngst von Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann als „Zukunftsort“ ausgezeichnet worden ist, gibt es alle Grundlagen dafür. Im Unternehmen, das 2007 als erstes Spin-off aus dem Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie Halle (IPB) entsteht, entwickelt, produziert und vertreibt man neue Produkte für Nachweisverfahren von Proteinen. Bestehende diagnostische Verfahren werden verbessert – für die Forschungsanalytik, für die medizinische Diagnostik und den Dopingnachweis.

Ausgleich beim Rudern

„Wir versuchen, immer ein paar Schritte voraus zu sein“, sagt der gebürtige Flensburger, der einst fürs Studium nach Halle (Saale) kommt und nach einem Forschungsjahr an der Universität Berkeley für die Promotion zurückkehrt. Er fasst Fuß in der Saalestadt, arbeitet als Post-Doc am IPB, baut schließlich sein Unternehmen auf, das Produkte im engen Verbund mit universitären Forschungseinrichtungen und Industriepartnern entwickelt. Neben seiner Arbeit engagiert sich Dr. Jan Heise als „Life Science Business Coach“, berät und begleitet Wissenschaftler*innen, gibt sein Wissen in Netzwerken weiter und unterstützt Start-ups. „Ich kann ganz schlecht nichts tun“, meint der ehemalige Leistungssportler, der noch heute seinen Ausgleich beim Rudern findet. Der Naturwissenschaftler und Unternehmer ist im Frühjahr darum ganz in seinem Element, als es darum geht, den Corona-Schnelltest an den Start zu bringen. Mit dem Konsortium im Rücken entwickeln seine Frau und er Argumente, wie Tests aufgebaut und wirken können, überzeugt mit einem Eilantrag das Bundesgesundheitsministerium, das Vorhaben finanziell zu fördern. Das passiert in Wochen, die gefüllt sind mit Telefonaten, E-Mails und Gesprächen. Immer wieder erklärt Dr. Jan Heise, dass NHD mit dem Trinkwasser-Test ein Grundgerüst vorweisen kann, auf das man aufbauen kann, um sehr spezifisch schon eine geringe Menge des Virus detektieren zu können. Unterstützung für das Vorhaben kommt von führenden Wissenschaftler*innen wie dem Mediziner Prof. Alexander Kekulé.

Im Februar soll die Massenproduktion starten.

Unmittelbar nach der Förderzusage des Bundes wird Anfang Juni mit der Umsetzung des Projektes begonnen. Schon Ende Oktober soll die technische Machbarkeit präsentiert werden. Ab Februar 2021 wolle man dann in die Massenproduktion gehen. Zeit ist rar – vor allem, wenn Prozesse validiert und Zulassungen integriert werden müssen. „Wir müssen alles beschleunigen und dabei seriös arbeiten“, so Dr. Jan Heise. Die Arbeit teilen sich die Partner des Konsortiums. Der Unternehmer spricht von „Bausteinen, die zusammengefügt werden“. Bis zu 60 Expert*innen sind am Projekt beteiligt. Er sagt: „Jeder von uns hat das Gefühl ein kleines bisschen die Welt zu retten, das spornt alle an, und darum stellen wir private Belange zurzeit hinten an.“ Der Wahl-Hallenser steuert wie ein Lotse die Projektarbeit, hält den roten Faden in der Hand, koordiniert Abläufe. Viele Herausforderungen würden sich auftun, sagt er. Türen müssen geöffnet, politische Unterstützung gesucht, Virus-RNA zum Detektierungsnachweis beschafft und bestimmte Chemikalien teils selbst hergestellt werden – weil die benötigten „Zutaten“ gerade sehr gefragt und dadurch die Lieferzeiten sehr lang sind.

„Jeder Mensch möchte Spuren hinterlassen. Ich kann das hier.“

„Es ist eine besondere Zeit“, meint der Unternehmer. „Und da ist es logisch, dass wir uns jetzt ins Zeug legen müssen“. Dass NHD und seine Partner nicht allein am Schnelltest forschen, sei ihm klar. „Etwa 200 Tests dieser Art sind gerade in der Pipeline“, schätzt Dr. Jan Heise. „Aber wir arbeiten hier nicht nur schnell, sondern auch sorgfältig.“ Dazu zählt, dass zum Corona-Schnelltest auch eine App entwickelt wird, die bei einem positiven Testergebnis einfach und funktional anzeigen soll, welche nächsten Schritte erfolgen müssen. Bei solchen Vorhaben greift der Unternehmer auf seine Netzwerke zurück, die er auf vielen Ebenen aufbaut und pflegt. „Halle ist perfekt dazu geeignet, um sich zu vernetzen und Sachsen-Anhalt ist ein guter Ort, um sich zu verwirklichen. Hier werden wir unterstützt, gefördert und wahrgenommen“, meint er. Für die Herausforderung „Corona-Schnelltests für die Eigenanwendung“ sitze er darum „liebend gern“ in Halle (Saale). „Jeder Mensch möchte in seinem Leben Spuren hinterlassen. Ich habe das Gefühl, dass ich das hier kann“, sagt er.

Autorin: Manuela Bock/IMG Sachsen-Anhalt

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